Ist Anderson Silvas Zeit bereits vorbei?
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Geschrieben von Jürgen Frigger | |
Sonntag, 19. Oktober 2008 | |
Ende September kündigte Silva im brasilianischen TV völlig unerwartet seinen baldigen Rücktritt an. Er wolle die verbleibenden 6 Kämpfe in seinem aktuellen UFC-Vertrag noch ausfechten und anschließend Ende 2009 zurücktreten. Dieses Vorhaben bestätigte er jüngst in einem Sherdog-Interview: „Ich glaube, meine Zeit ist bereits vorbei“, so die überraschende Erklärung. Eine plausible Erklärung: Er hatte niemals die Absicht, zurück zu treten. Silva, der gemeinhin als bester MMA-Kämpfer der Welt gilt, möchte entsprechend entlohnt werden. Affliction und Elite XC zeigten 2008, dass MMA-Kämpfer scheinbar viel mehr verdienen können als die UFC zu zahlen bereit ist. So verdiente Tank Abbott über 100.000 Dollar gegen Kimbo, also mehr als Anderson Silva im Falle einer Niederlage kassieren würde (Silva erhält momentan 70.000 pro Kampf, das Doppelte im Fall eines Sieges). Ein Tim Sylvia kam gar auf 500.000 Dollar gegen Fedor. Doch sollte man „scheinbar“ nicht mit „anscheinend“ verwechseln. Bei Elite XC gehen die Lichter aus, weil sie mit 60 Millionen Dollar verschuldet sind und Affliction kann sich nur durch das T-Shirt-Geschäft finanzieren. Hinzu kommt, dass die UFC Silva nicht gegen Roy Jones im Boxen antreten lässt, was Silva Millionen kostet. Das alles mag für Silva Anlass gewesen sein, noch einmal einen richtig fett dotierten Vertrag mit der UFC auszuhandeln, indem er mit dem Rücktritt kokettiert. Bereits Randy Couture und Roger Huerta beklagten sich über den Mangel an Respekt, der selbst Champions entgegen gebracht werde. Oder will er tatsächlich zurücktreten? Im Kampfsport sieht man es äußerst selten, dass ein Sportler rechtzeitig zurücktritt. Entweder ist es zu früh und der Athlet kommt zurück, wie Vitali Klitschko und Frank Shamrock, wobei die besten Jahre der Karriere verschwendet werden. Oder es ist zu spät, was leider meistens der Fall ist. Prominente Beispiele: Ali, Holyfield, Roy Jones, Ken Shamrock, Matt Hughes, Chuck Liddell usw. Im besten Fall leidet nur das sportliche Erbe. Im schlechtesten Fall leidet die Gesundheit. Anderson Silva genießt den Nimbus der Unbesiegbarkeit, zumindest unter 95 % der MMA-Fans, die ihn nur aus der UFC kennen. Vielleicht möchte er den Sport aufgeben, solange er noch jeden Gegner überlegen besiegen kann. Das wäre eine erstaunliche Einsicht und spräche für die Intelligenz Silvas. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er einfach seinem Marktwert entsprechend bezahlt werden möchte und alles nur Taktieren ist. Fest steht zumindest, dass er uns noch einige Zeit erhalten bleibt und anschließend in Highlight-Videos verewigt werden wird. |
Sonntag, Oktober 19, 2008 | 1 Comments